In Dispersionen können verschiedene Destabilisationsprozesse auftreten, die zur Veränderung der Dispersion führen und so ihre Stabilität beeinflussen. Wichtige Destabilisationsprozesse sind Sedimentation, Aufrahmung, Koaleszenz, Agglomeration und Aggregation.
Sedimentation und Aufrahmung treten aufgrund der Gravitation und des Dichteunterschieds der verschiedenen Dispersionsbestandteile auf. Dichtere (“schwerere“) Partikel oder Tropfen sinken zu Boden. Diesen Vorgang nennt man Sedimentation. Sie führt zur Bildung von Sedimenten am Boden und trägt so zu einer Trennung der Dispersion bei. Die beiden Vorgänge sind in Abbildung 2 schematisch dargestellt.
Weniger dichte („leichtere“) Bestandteile können in der kontinuierlichen Phase aufsteigen. Diesen Prozess nennt man Aufrahmen. Er tritt etwa bei Dispersionen auf, in denen Öltröpfchen in Wasser vorliegen. Die Migration zur Oberfläche führt in Öl-Wasser-Dispersionen zur Bildung einer Ölschicht. Die Geschwindigkeit von Sedimentation oder Aufrahmung hängt im Wesentlichen vom Dichteunterschied zwischen disperser und kontinuierlicher Phase, der Partikel- oder Tropfengröße sowie der Viskosität der kontinuierlichen Phase ab.
Koaleszenz ist ein Prozess, bei dem Tropfen oder Partikel der dispergierten Phase miteinander verschmelzen (siehe Abbildung 3). Durch die Brownsche Bewegung kommt es zu Kollisionen zwischen dispergierten Tropfen oder Partikeln. Bei dieser Kollision können die dispergierten Anteile zu einer größeren Einheit verschmelzen. Die einzelnen Teilnehmer sind anschließend nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Dieser Prozess führt zu einer allmählichen Vergrößerung der Partikel- oder Tropfengröße und kann nachfolgend Destabilisationsprozesse wie Sedimentation oder Aufrahmung beschleunigen.
Da die Agglomeration und Aggregation sehr ähnliche Prozesse beschreiben und experimentell schwer zu unterscheiden sind, werden die Begriffe in der Fachliteratur teilweise austauschbar verwendet. Bei der Agglomeration formen dispergierte Partikel oder Tropfen durch schwache Anziehungskräfte wie Van-der-Waals Kräfte lose Verbände, sogenannte Cluster (siehe Abbildung 3). Die Partikel oder Tropfen bleiben hier, anders als bei der Koaleszenz, als einzelne Teile identifizierbar. Agglomerationscluster lassen sich in der Regel leicht durch mechanische Einflüsse, wie etwa das Schütteln der Dispersion, wieder auflösen.
Bei der Aggregation sammeln sich ebenfalls mehrere Tropfen oder Partikel zu einem Cluster zusammen (siehe Abbildung 3). Bei der Aggregation sind diese durch stärkere Kräfte wie Wasserstoffbrückenbindungen miteinander verbunden und so schwerer wieder voneinander lösbar. Es findet allerdings keine vollständige Verschmelzung, wie bei der Koaleszenz, statt. Sowohl Agglomeration als auch Aggregation werden unter anderem durch einen höheren Salzgehalt in der Lösung begünstigt, da so abstoßende elektrostatische Kräfte zwischen den einzelnen Bestandteilen abgeschwächt werden.